Proaktives Handeln – Bewusstes und zielgerichtetes Agieren
Das Wort ‚proaktiv’ begegnet uns aktuell wieder häufiger – So ist in der Politik von proaktiven Maßnahmen die Rede und Veranstalter informieren proaktiv über Absagen oder Änderungen. Im Unternehmens-Kontext wird Proaktivität von Mitarbeitern und Vorgesetzten schon lange verlangt, da proaktivem Handeln weitreichende Vorteile zugesprochen werden, die nicht nur im hausinternen Miteinander, sondern auch im Verhältnis und der Arbeit mit den Kunden zum Vorschein kommen.
Immer mehr Unternehmen sehen deshalb im proaktiven Verhalten ein Teil der Kultur und des eigenen Leitbilds. Dies liegt vor allem daran, dass Erfolg – in jedweder Lebenssituation – bewiesenermaßen eine Frage der inneren Haltung und Einstellung ist. Erfolgreiche Menschen haben eine Sache so gut wie immer gemein: Ein klares Ziel, welches von den eigenen, unerschütterlichen Werten getragen und unabhängig von auftretenden Veränderungen oder Hindernissen verfolgt wird.
Wenn ein Unternehmen also einen definierten Wertekodex vertritt, mit dem sich die Mitarbeiter identifizieren und der auf einer positiven Grundeinstellung beruht, die im Umgang miteinander, in der Sprache und im Handeln gelebt wird, entsteht ein proaktives und somit erfolgsversprechendes Umfeld. Doch was ist dieses ‚proaktiv’ überhaupt? Ist es nur ein austauschbares Wort für eine zukunftsgerichtete Form der Eigeninitiative oder steckt doch mehr dahinter?
Alles Einstellungssache?!
Das Konzept der Pro-Aktivität wurde vom Wiener Neurologen und Psychater Viktor Emil Frankl eingeführt und handelt davon, wie man sich selbst in den auswegslosesten Situationen eine Form der Selbstbestimmung, Einflussnahme sowie Freiheit bewahrt. Und auch wenn Frankl bereits in jungen Jahren Kontakte zu Koryphäen wie u.a. Freud, Adleroder Heidegger pflegte, war hierbei das Leben selbst einer seiner größten Lehrmeister.
Als einziger seiner Familie überlebte Viktor Frankl mehrere Konzentrationslager und musste hautnah miterleben, wie unterschiedlich die Menschen mit einer solch unbeschreiblichen Situation umgingen. Er fragte sich, warum einige selbst in dieser wahrgewordenen irdischen Hölle ihren Lebensmut nicht verloren, während andere daran zerbrachen.
„Die letzte der menschlichen Freiheiten besteht in der Wahl der Einstellung zu den Dingen.“
Seine Erfahrungen veröffentlichte er bereits 1946, ein Jahr nach seiner Befreiung, unter dem Titel „… trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager.“, in dem er auch seine eigenen Gedankengänge beschreibt. Frankl sah sich nämlich nie als Opfer der Umstände, sondern entschied sich bewusst dafür, eine Sinnhaftigkeit und Zukunft zu implizieren. Er stellte sich vor, wie er nach seiner KZ-Zeit Vorträge über seine Leidenszeit halten würde, damit die Menschen aus der Geschichte und seinen Erfahrungen lernen können.
Zwischen Reiz und Reaktion
Frankl folgerte aus seinen Erfahrungen, dass man das aus dem Behaviorismus bekannte Reiz-Reaktion-Schema durchbrechen kann. Wir sind ständig Reizen und Situationen ausgesetzt, die wir nicht selbst heraufbeschworen haben und die wir nicht oder nur bedingt beeinflussen können. Doch die Reaktion auf diese Reize muss nicht automatisiert, also wahrhaftig reaktiv sein.
„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
Proaktivität bedeutet, dass zwischen Reiz und Reaktion ein Raum der Freiheit entstehen kann. Diese Wahlfreiheit erlaubt es uns Menschen, dass wir eben nicht unseren Reizen vollkommen hilflos ausgeliefert sind, sondern dass wir selbstständig entscheiden können, wie wir den Reiz bewerten; wie wir mit dem Reiz umgehen wollen und welche Reaktion wir wählen möchten.
Zeichen proaktiven Handelns
Wer demnach proaktiv ist, übernimmt die Verantwortung für sein Leben und trifft bewusste Entscheidungen, ohne dabei äußere Umstände, Bedingungen oder Konditionierungen für das eigene Verhalten verantwortlich zu machen. Ein proaktiver Mensch ist also jemand, der einem Reiz einen Wert zuordnet und daraus Maßnahmen ableitet, um eine Veränderung zu bewirken anstatt nur auf Veränderungen zu reagieren.
Wenn wir also nach diesem proaktiven Prinzip handeln wollen, müssen wir uns nicht nur darüber bewusst sein, dass wir die selbstbestimmende Freiheit über unsere Gedanken haben, sondern auch, dass wir durch dieses Wissen vorausschauend planen und dadurch frühzeitig agieren können.
Proaktiv handelnde Menschen…
- Verstehen, dass sie über die Fähigkeit verfügen, ihr Leben selbst zu steuern.
- Treffen bewusste Entscheidungen, die auf klaren Werten beruhen.
- Suchen Herausforderungen und nach neuen Möglichkeiten, sie zu meistern.
- Setzen sich selbst Ziele und arbeiten daran, sie zu erreichen.
- Lösen Probleme selbstständig und fordern Feedback ein.
- Hinterfragen bestehende Abläufe, Konzepte und sich selbst.
- Begrüßen Veränderungen, um neue Wege zu beschreiten.
- Behalten ihren Kurs bei; auch durch Widerstände hindurch.
Auf manche mögen diese Eigenschaften vielleicht sehr selbstzentriert und fast schon eigenbrötlerisch wirken, aber Proaktivität ist alles andere als ein isolierendes Mindset. Frankl selbst war bereits zu seiner Studienzeit dafür bekannt, sich ein großes Netzwerk aufzubauen und initiativ auf Menschen zuzugehen, von denen er lernen wollte. Eine proaktive Kommunikation ist deshalb genauso wichtig wie das Einschätzen der aktuellen Fähigkeiten. Proaktives Handeln bedeutet nämlich nicht einfach nur aktiv um der Aktivität willen zu sein, sondern sich zuvorderst reflektiert und zielgerichtet mit einer Thematik auseinanderzusetzen, um schlußendlich seinen bestmöglichen Teil zum großen Ganzen beizutragen.
Klares Kommunizieren – Klares Mindset
Eine proaktive Kommunikation, mit der man positiv auf Leute zugeht, Interesse zeigt und Hilfe anbietet, ist im zwischenmenschlichen Bereich sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Umfeld von unschätzbarem Wert. Gerade in Zeiten von überquellendenden E-Mail-Postfächern, die oftmals viel Blabla enthalten, sehnen sich die meisten nach klaren Fragen, Anweisungen und Informationen. Durch proaktive Kommunikation arbeitet man nicht nur mit seinen Kollegen effizienter und produktiver zusammen, man kann auch besser – um nicht zu sagen prophylaktisch – auf mögliche Gedanken oder Fragen seiner Kunden eingehen.
Proaktive Kommunikation bedeutet ausgedachte Ideen oder auftrende Probleme direkt und frei anzussprechen, ohne auf ein externes Go! zu warten. Dies kann nicht nur in Meetings einen notwendigen Brustlöser darstellen, sondern hilft allgemein eine offene Unternehmenskultur zu schärfen, in der jeder eine Meinung haben darf und gehört werden soll. Eine gute Führungskraft weiß schließlich, dass es immer besser gehen kann, und anstatt dass alle beim Meeting in ihrem Sessel versinken und die ‚läuft-doch-Fahne’ schwenken, werden sie die ersten sein, die neue Verbesserungsvorschläge begrüßen.
Wenn man selbst die Dinge mitgestaltet und die Kontrolle sowie Verantwortung über sein Handeln übernimmt, fühlt man sich selbst produktiver und zufriedener in der eigenen Haut. Studien zeigen, dass proaktive Menschen nicht nur reflektierter und empathischer mit ihrem und dem Dasein anderer umgehen, sondern sich auch aufgeschlossener und stressfreier durch den Alltag manövrieren. Das sollte auch nicht weiter verwundern. Freiheit ist schließlich das höchste aller Güter – und was sollte beruhigender sein, als die Gewissheit, dass wir über die Freiheit unserer eigenen Gedanken und Entscheidungen verfügen.
Proaktiv und forwerts gedacht
Bei forwerts sind wir davon überzeugt, dass proaktives Handeln betriebsinterne Aufgaben sowie Abläufe stärkt und die Identifikation der Mitarbeiter mit dem eigenen Unternehmen erhöht. Ein positiver Umgangston und das Interesse auf menschlicher sowie fachlicher Ebene dauerhaft etwas zu erreichen, schafft eine gute Arbeitsatmosphäre und führt zu Erfolgserlebnissen, die das Unternehmen weiterbringen.
Spiegelt sich dieses Verhalten auch in dem Umgang mit den Kunden und den jeweiligen Aufgabenstellungen wider, wird aus einem reinen Job ein nachhaltig gedachtes Projekt und aus einem Kunden ein echter Partner, mit dem man verlässlich und auf Augenhöhe arbeiten kann. Dieses Bestreben ist für forwerts Antrieb, eine proaktive Kultur zu entwickeln und zu pflegen.
Des Weiteren fördert eine proaktive Grundhaltung empathisches Denken: Das Hineinversetzen in Nutzerverhalten, die Arbeit mit Personas und die daraus resultierenden Prozesse wie z.B. „Design Thinking“, „Behavioural Design“ oder „Inklusive Gestaltung“ sind wichtige Bestandteile unser Arbeit bei forwerts, die durch proaktives Handeln gestärkt werden.