UX Trends — Was uns 2020 erwartet

Veröffentlicht am 20. December 2019

forwerts Team

User Experience umfasst eine Reihe verschiedener Disziplinen, um die Mensch-Maschine-Interaktion und-Kommunikation fortlaufend zu optimieren. Gutes UX-Design legt dabei den Fokus auf die Benutzerfreundlichkeit und versucht dem Nutzer die Arbeit mit dem Produkt oder Service so einfach und intuitiv wie nur irgend möglich zu machen.

„The real questions are: Does it solve a problem? Is it serviceable? How is it going to look in ten years?“ – Charles Eames

Um ein erfolgreiches und nutzerfreundliches Produkt zu entwickeln, muss man nicht nur die Erwartungen, Gefühle und Wahrnehmung der Anwender erfüllen; man muss ihnen einen Schritt voraus sein. Deshalb geht es bei der User Experience auch um das Lösen von Nutzer-Problemen — häufig um die Thematiken, von denen die Nutzer noch gar nichts wissen.

In diesem Sinne wollen wir einen kleinen Blick auf die Trends des neuen Jahres legen: Welche aktuellen Trends werden sich durchsetzen und auf Lange Sicht festigen? Welche technologischen Neuerungen verändern unseren Alltag und erlauben uns neue Anwendungsmöglichkeiten?

Da UX-Design die persönliche Erfahrung begleitet und bestimmt, wird die Personalisierung auch weiterhin ein Haupttrend bleiben, um die verschiedenen Interessen und Bedürfnisse jedes einzelnen Nutzers zu stillen.

Wir sind es bereits gewohnt, dass Google, Netflix und viele andere uns Inhaltsempfehlungen geben. Das Sammeln von Big Data in Verbindung mit maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz erlaubt es, Vorlieben und Interessen des Anwenders auszuwerten und zu ermitteln. Doch hierbei sind wir noch lange nicht am Ende der technischen Entwicklung.

So setzt McDonald’s in Zukunft nicht nur auf Touchscreens und kioskähnliche Order-Terminals, sondern hat im aktuellen Jahr auch eine neue KI-Lösung erfolgreich getestet. Hierbei erkennt die KI beim Drive-Thru den Kunden am Nummernschild und kann so, unter Berücksichtigung der Bestellhistorie inklusive Zeit- und Wetterdaten, individualisierte Empfehlungen ausgeben, noch bevor der Touchscreen benutzt wird.

Gerätesynchronisation ist ein wichtiger Bestandteil der UX, da Nutzer auf eine dynamische Funktion zwischen allen Geräten bauen. Egal ob Smartphone, Smartwatch oder Laptop–Anwender wollen ein Produkt oder Service geräteunabhängig auf verschiedenen Plattformen nutzen können.

Solch einen nahezu perfektionierten, unabhängigen Hardware-Ansatz können wir bereits bei Uber verfolgen. Hier kann der Nutzer z.B. die Reise mit einem Sprachbefehl starten, Details über seine App einsehen, den Fahrer über Google Home anrufen und die Fahrt bei Ankunft über seine Smartwatch abschließen. Ein kontinuierlicher Prozess, in dem fließend mehrere Geräte benutzt werden.

Für die UX geht es auch immer um die Anpassung an sich wandelnde Geräte — und der Trend in der neuen Generation von Smartphones geht deutlich hin zu größeren Bildschirmen. Hier bieten sich vor allem neue Möglichkeiten von Mehrfensteroperationen zum erleichterten gleichzeitigen Zugriff auf verschiedene Anwendungen oder, wie es Samsungs Benutzeroberfläche ‚One’ zeigt, eine klare Bereichsaufteilung in Viewing- und Interaction-Area.

Gleichzeitig werden durch die Entwicklung faltbarer Bildschirme die Möglichkeiten der Nutzung ausgedehnt und an die Designer neue Herausforderungen gestellt. So wird die Rückseite zu einem zusätzlichen interaktiven Bereich, den der Anwender durch einfaches Umdrehen, z.B. im Wechselspiel verschiedener Applikationen, nutzen kann. Beim Aufklappen muss sich das Layout flexibel anpassen, um den erweiterten Platz auch zu füllen und einen fließenden Übergang zu gewährleisten.

Mit dem Trend zu größeren Displays geht auch der Trend zur Gestensteuerung einher. Die Hersteller entfernen sich mehr und mehr von Tasten oder Schaltflächen, da der Bildschirm vollumfänglich zur Darstellung von Inhalten genutzt werden soll. Hierbei werden einfache Gesten erkannt, welche vor allem die Navigation (Scrollen, Zoomen etc.) erleichtern, um die Bedienung noch komfortabler und intuitiver zu gestalten.

Diese immersivere Anwendungserfahrung wird durch den Vormarsch von Augmented Reality noch gesteigert, indem die digitale Welt in die physische Realität integriert wird. So lässt die überarbeitet ‚Place App’ von IKEA Nutzer ihre eigene Wohnung in Echtzeit neu einrichten und selbst der von vielen gefürchtete Aufbau der Möbelstücke wird in der AR-App viualisiert.

Die Nutzer müssen Multimedia- oder Textinhalte verarbeiten, verstehen und sich merken können. Um dies zu gewährleisten, wird beim UX-Design immer mehr Wert auf das aus der kognitiven Psychologie stammende Konzept des Chunkings gesetzt. Hierbei werden Inhalte in kleine Informationseinheiten (Chunks) aufgeteilt, die sich visuell und hinsichtlich ihrer Aussagekraft unterscheiden, um im Kontext ein sinnvolles großes Ganzes zu ergeben.

Ein gutes Beispiel dafür ist Airbnb. Hier werden, im Gegensatz zu ähnlichen Anbietern, von Beginn an wenige und klare Kategorien mit den wichtigsten Informationen angezeigt, die dann durch weitere Filter optional ergänzt werden können. Somit werden die Benutzer nicht von den Inhalten überfordert und können einfach sowie in voller Kontrolle ihrem Ziel entgegen navigieren.

Das Anzeigen von Ladevorgängen spielt bei der UX schon immer eine große Rolle, da der Nutzer mit Feedback stets auf dem Laufenden gehalten werden muss. Wenn das Laden der Seite also andauert, sollte dies ein Indikator — zumeist ein ‚Spinner’ — auch klar anzeigen.

Doch nicht nur durch verbesserte Netzwerktechniken wie 5G, welche die Geschwindigkeit der Datenkommunikation enorm erhöhen, wird der ‚Spinner’ als Progress Indicator obsolet werden.

Der Trend geht klar hin zu einem Skeleton Screen, mit dem die visuelle Struktur der Seite vorweggenommen wird. Der Nutzer sieht dadurch das zu ladende Layout bereits als eine Art Blaupause, in der Stencils als Platzhalter dienen. Durch dieses stückweise Rendern wird sowohl der Fokus direkt auf die zu ladenden Inhalte gelenkt als auch die vom Nutzer gefühlte Wartezeit verkürzt.

Im Zusammenhang mit zeitlicher Wahrnehmung geht es auch um Response Animation. So sollte bei animierten Eingaben (z.B. Scrollen) die Reaktionszeit so verkürzt und direkt sein, dass der Nutzer keine Verzögerung bemerkt. Damit sich die Interaktion also wie Echtzeit anfühlt, muss der Animation Frame innerhalb von 16ms fertiggestellt sein.

Allgemein ist Geschwindigkeit bei der menschlichen Wahrnehmung ein nicht zu unterschätzender Faktor und vor allem visueller Natur — Bilder werden schlichtweg schneller verarbeitet als Text. Deswegen wird vermehrt Wert auf Illustration Performance gelegt. Illustrationen sind hierbei aber nicht eine rein optische Aufwertung, sondern nehmen eine direkte Funktion ein, um dem Nutzer eine klar verständliche Botschaft hinsichtlich Inhalt und Fortschritt zu übermitteln.

Dieses visuelle Darstellen von Informationen wird auch im Icon Design verfolgt, indem einfache Symbole dem Nutzer auf einen Blick die Kernidee kommunizieren, die hinter der Interaktion steckt. Sofern die Icons leicht interpretierbar sind, wird durch ihre Implementierung sowohl Platz gespart als auch die gesamte Usability des Interface erhöht.

Die vorgestellten Trends sind natürlich nur ein Teil des großen Ganzen und die meisten davon dürften keine wirkliche Überraschung darstellen. Doch genau darum geht es bei der User Experience: Man muss die vorhandenen technischen Innovationen nutzen und Erfahrungen sammeln, damit man Schritt für Schritt Verbesserungen herbeiführt.

Wir von forwerts sind der Meinung, dass 2020 ein großer Schritt beim Thema UX-Design gemacht wird, da der wichtigste aller Trends bereits in diesem Jahr mehr und mehr ersichtlich wurde: Hersteller sind sich immer mehr bewusst darüber, dass Produkte und Services funktional, authentisch und vor allem nutzerorientiert sein müssen. Nur so kann man die Erwartungs-Konformität sichern und eine innovative Entwicklung vorantreiben.

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